Grüne Fakten To Go

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Face the facts – die Klimakrise ist da und wir müssen JETZT mit aller Kraft politisch aber auch persönlich aktiv werden, um die Erderhitzung zu begrenzen. In unserer Schaufenster-Ausstellung „Grüne Fakten to Go“ präsentieren wir daher gemeinsam mit dem Katapult-Verlag Fakten, Fakten, Fakten und dies in besonders ansehnlicher und übersichtlicher Form. Informiert Euch über die Standorte aller Atomkraftwerke in der Welt – und was in Lubmin passiert. Erfahrt, wie viele funktionierende Althandys ungenutzt in deutschen Haushalten liegen – und wie ihr sie einer guten Nutzung zuführen könnt. Lest, welche bedeutende Rolle Moore in MV eigentlich für den Klimaschutz und die Biodiversität spielen. 

Die Karten stammen aus dem Buch „102 grüne Karten zur Rettung der Welt“. Wir freuen uns sehr über die Kooperation mit dem Katapult-Verlag und bringen 15 ausgewählte Motive in Eure Schaufenster vor Ort – ob Café, Fahrradladen oder Kino. Mit der Ausstellung wollen wir Zusammenhänge in der Stadt sichtbar machen, zum Nachdenken und Diskutieren einladen und natürlich zum Handeln anregen.

Alle Informationen zur Ausleihe


Fakt 1

Kohle

746 Unternehmen weltweit betreiben Kohlekraftwerke, fördern Kohle, handeln damit oder sind Zulieferer – die meisten sitzen in China, Indien, den USA und Australien. 400 davon wollen ihre Aktivitäten ausweiten. In 95 Ländern sind Kohlekraftwerke in Betrieb und in 60 weiteren Kohleanlagen geplant.

Deutschland steigt – als eines der letzten Länder in der EU - bis 2038 schrittweise aus der klimaschädlichen Kohle aus. Knapp ein Dutzend Steinkohleanlagen und ein Braunkohleblock im Rheinischen Revier machen den Anfang und dürfen seit 2021 keine Energie mehr vermarkten. 

Das Rostocker Steinkohlekraftwerk, betrieben von EnBW Energie Baden-Württemberg und RheinEnergie, ist seit 1994 in Betrieb. Im Jahr 2018 hat es 1.830.000 t Kohlenstoffdioxid ausgestoßen. Von Februar bis Juni 2020 war das Kohlekraftwerk abgeschaltet. Warum? Wegen des guten Angebotes an Strom aus erneuerbaren Energien.

Kohleausstieg selber machen? Hier hier geht es zur Initiative Rostock kohlefrei.


Warm werden

Das Jahr 2020 ist in Deutschland mit einer Jahresmitteltemperatur von 10,4 Grad Celsius das zweitwärmste Jahr seit Beginn flächendeckender Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Geringfügig wärmer war nur das Jahr 2018 mit 10,5 °C.

Der Deutsche Wetterdienst beobachtete hierzulande neun der zehn wärmsten Jahre im 21. Jahrhundert, davon die vier wärmsten Jahre in der zurückliegenden Dekade 2011-2020. Diese Dekade war zugleich die wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Charakteristisch für das vergangene Jahr war zudem: 2020 war sehr sonnenscheinreich und das dritte Jahr in Folge, das zu trocken war.

In Bad Lauchstädt bei Halle erforschen Wissenschaftler*innen des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in der Forschungsstation GCEF (Global Change Experimental Facility) im derzeit flächenmäßig größten Klima-Landnutzungs-Experiment der Welt, wie sich der Klimawandel auf Ökosystemprozesse in vier verschiedenen Landnutzungsformen auswirkt. Im Interview erklärt Dr. Martin Schädler, wie dieses Experiment funktioniert und was die ersten Erkenntnisse sind.


Fakt 3

Überflutung

Angenommen, alle Gletscher und Polkappen würden schmelzen, dann stiege der Meeresspiegel um etwa 70 Meter. Das besagt eine Schätzung des amerikanischen National Snow and Ice Data Center. Das Ganze ist aber nur ein Gedankenexperiment. Realistischen Prognosen des Weltklimarates zufolge könnte der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 um 29 bis 59 Zentimeter steigen, selbst wenn wir effektiv gegen den Klimawandel vorgingen. Unternehmen wir keine nennenswerten Anstrengungen, könnte der Anstieg bis zu 110 Zentimeter betragen. Studien anderer Forscher warnen sogar vor über zwei Metern. Sorry, Wismar!


Fakt 4

Vogelsterben und Windkraftanlagen

Vogelschlag an Windenergieanlagen stellt vermutlich die am stärksten diskutierte Verlustursache für Vögel dar, obwohl andere menschengemachte Faktoren folgenreicher für Populationen sind wie bspw. unsere intensivierte Landwirtschaft.
Der Vergleich zeigt: Windenergieanlagen sind nachrangig in der Betrachtung. Die Branche arbeitet an konkreten Lösungen in den Bereichen vorausschauende Flächenauswahl und Maßnahmen zur Kollisionsvermeidung, um den doppelten Schutzauftrag zu wahren: Klimaschutz vorantreiben und Artenverlust stoppen.

Da der Ausbau der Windenergie zentral für den Klimaschutz ist, haben der NABU und die Bundestagsfraktion der GRÜNEN 2020 einen Vorschlag erarbeitet, um den Windenergieausbau zu beschleunigen und den Artenschutz zu wahren.


Fahrradwege

Was braucht eine Stadt, um fahrradfreundlich zu sein? Geld und Platz. In den letzten Jahren haben deutsche Großstädte für den Radverkehr zwischen 2,30 (München) und 5 Euro (Stuttgart) jährlich pro Kopf ausgegeben. Berlin und Hamburg liegen mit 4,70 bzw. 2,90 Euro im deutschen Mittelfeld.

Die Bundesrepublik investiert nur geringfügig in den Radverkehr. Aus dem Haushalt des Bundesverkehrsministeriums von knapp 28 Milliarden Euro im Jahr 2018 flossen 130 Millionen Euro in den Fahrradbereich – das sind 1,57 Euro pro Einwohner. Die Niederlande investierten im selben Zeitraum 2,6-mal so viel in ihre Radinfrastruktur: 345 Millionen Euro.

Mit dem Projekt „Volksentscheid Fahrrad“ hat Berlin im Jahr 2015 eine Bewegung angestoßen, die von vielen Städten als „Radentscheid“ übernommen wurde. Ziel ist, dass Städte fahrradfreundlicher werden, individueller Autoverkehr reduziert wird und die Lebensqualität für alle steigt. Auch in Rostock (2018) und Schwerin (2020) wurden von zivilgesellschaftlichen Initiativen Radentscheide angestoßen.

Wie steht es eigentlich um den Radverkehr in Mecklenburg-Vorpommern? Dies verrät Marie Heidenreich vom Radentscheid Rostock im Interview.


Fakt 6

Fleischkonsum

Gehen drei Menschen in ein Restaurant. Einer bestellt ein Fleischgericht, einer ein vegetarisches und einer einen Mehlwurm-Burger. Die Mahlzeiten haben alle einen Energiegehalt zwischen 915 und 940 Kilokalorien. Jeder wird satt. Der Unterschied: Derjenige, der den Wurmburger isst, verursacht am wenigsten Kohlendioxid, nämlich nur 160 Gramm. Für den Vegetarier fallen 470 Gramm an, der Fleischesser erzeugt 2.020 Gramm. In vielen Regionen der Erde verzehren Menschen Insekten, vorwiegend in Asien. Weltweit gibt es über 2.100 essbare Arten.

Wusstest Du, dass allein die fünf größten Fleisch- und Milchkonzerne so viele schädliche Klimagase emittieren wie der größte multinationale Ölkonzern der Welt?


Fakt 7

Erneuerbare Energien

Im Norden und im Süden Europas ist die Verwendung erneuerbarer Energien weiter fortgeschritten als in Deutschland. Einige Länder wie etwa Norwegen können aufgrund geografischer Gegebenheiten Wasserkraft stärker nutzen. In anderen, südlichen Ländern scheint hingegen häufiger die Sonne. In Deutschland wächst der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch: Im Jahr 2000 lag ihr Anteil noch bei sechs Prozent, im Jahr 2018 waren es schon 37,8.

Während der Anteil der Erneuerbaren im Bereich des Stromsektors im Jahr 2019 weiter auf 40,02 Prozent angestiegen ist, liegt der Anteil der erneuerbaren Energien bei den Sektoren Wärme (14,7 %) und Verkehr (5,5 %) noch auf sehr niedrigem Niveau – hier muss sich schnell deutlich mehr tun, wenn wir das 1,5°C Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens noch halten wollen.

Ihr wollt mehr Zahlen zur Energiewende in Mecklenburg-Vorpommern? Dann schaut Euch das Faktenpapier der Landesenergie- und Klimaschutzagentur an.

Fakt 8

Moore

Mecklenburg-Vorpommern ist Spitzenreiter in Sachen Moor: Fast 13 Prozent der Landesfläche sind von Mooren bedeckt. Die meisten deutschen Moorgebiete sind verschwunden, weil sie für die Land- und Forstwirtschaft trockengelegt wurden. Durch die Entwässerung stoßen sie viel schädliches Kohlendioxid aus. Sind sie nass, gehören Moore zu den wichtigsten Kohlenstoffspeichern der Erde: Torfmoose nehmen das CO2 aus der Atmosphäre auf und binden es.

Was ist eigentlich Paludikultur?

Nasse Hoch- und Niedermoore können land- und forstwirtschaftlich genutzt werden. Ein paar Beispiele: Anbau von Schilf für Dachreet, Nutzung von Sumpfpflanzen für die Wärmeversorgung im Heizwerk Malchin, Entwicklung von neuen Baustoffen mit Röhrichten oder die Kultivierung von Torfmoosen als Torfersatz für den Gartenbau. So trägt die nasse Bewirtschaftung von Moorböden durch Minderung des CO2-Ausstoßes und durch Verdunstungskühlung zum Klimaschutz bei.

Moorschützer*in werden? Ein Weg, Moore zu schützen, ist den Torfabbau zu bremsen oder mit MoorFutures-Kohlenstoffzertifikaten für die Wiedervernässung trockengelegter Moore zu sorgen. Der BUND hat einen übersichtlichen Einkaufsführer für torffreie Blumenerde veröffentlicht.


Fakt 9

Kreislaufwirtschaft

Drei Ideen für den Umgang mit alten Handys: 1. in der heimischen Schublade liegen lassen; 2. beim Recyclinghof abgeben, weil die darin enthaltenen Ressourcen wiederverwendet werden können und die Akkus giftige Stoffe enthalten; 3. beim NABU abgeben. Die Handys werden mit Partnerorganisationen wiederaufbereitet und verkauft. Ein Anteil aus den Umsatzerlösen fließt in den NABU Insektenfonds.

Hier geht es zu den Sammelstellen!


Fakt 10

Treibhausgase

Deutschlands Problemfelder sind laut Klimaschutzindex (CCPI 2021) zu schwache Ausbauziele für erneuerbare Energien, viel zu wenig Fortschritt im Verkehrssektor, ein noch immer hoher Energieverbrauch sowie hohe Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase pro Einwohner. Deshalb reiche es im Gesamtergebnis nur für die Bewertung „mittelmäßig“. Deutschland liegt hinter Staaten wie Indien, Chile und Marokko. Auf den vorderen Plätzen sind Schweden, Großbritannien und Dänemark zu finden.

Für eine klimaneutrale Welt dürfte jeder Mensch übrigens nur eine Tonne CO2 pro Jahr emittieren – derzeit sind es rund 11 Tonnen pro Person in Deutschland.

Für den persönlichen Schnellcheck gibt es den CO²-Rechner vom Umweltbundesamt!


Fakt 11

Fläche

Seit den Achtzigerjahren verbraucht die Menschheit mehr natürliche Ressourcen als die Erde hergibt, ohne Schaden zu nehmen. In Deutschland geht dabei über ein Drittel für Ernährung drauf - und davon 80 Prozent für tierische Lebensmittel. Dahinter folgen Wohnen, Mobilität und Konsum. Trotzdem hat jeder Mensch einen eigenen ökologischen Fußabdruck. Das ist die Fläche, die er umgerechnet für seinen Lebensstil in Anspruch nimmt. Diese Fläche ist natürlich begrenzt. Rechnerisch stehen jedem Menschen nur 1,7 Globale Hektar zur Verfügung. Wenn Länder diesen Wert überschreiten, verbrauchen ihre Bürger mehr Ressourcen, als unser Planet zur Verfügung stellen kann. Im Jahr 2019 hat die Weltbevölkerung fast das Doppelte an Globalen Hektar beansprucht.


Fakt 12

Atomkraftwerke und Endlagerung

11 von 17 Atomkraftwerken sind seit 2011 in Deutschland abgeschaltet worden – auch in Lubmin, 25 Kilometer von Greifswald entfernt. Vier Reaktoren waren dort 1990 in Betrieb. Nach der Wende sollte das Kernkraftwerk zurückgebaut werden, die sowjetische Bauweise aus den Sechzigern war der BRD zu unsicher. Die Endlagerung des Atommülls in Lubmin ist noch immer ungeklärt.

Ende 2022 werden die letzten Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet und 1900 Castoren voll mit hoch strahlendem Müll müssen untergebracht werden. Das ist die Hinterlassenschaft der Kernenergie und ihrer Nutzung. 90 Gebiete in Deutschland haben nach Erkenntnissen der Bundesgesellschaft für Endlagerung günstige geologische Voraussetzungen. Bis 2031 soll das Auswahlverfahren abgeschlossen und eine Entscheidung über den Endlagerstandort durch den Deutschen Bundestag getroffen werden. Ab 2050 sollen Behälter mit strahlendem Abfall unterirdisch eingelagert werden.

Hier gibt es alle Informationen zur Endlagersuche


Fakt 13

Erdüberlastungstag

Im Jahr 1979 fiel der sogenannte „Earth Overshoot Day“ auf den 29. Oktober. 1989 auf den 11. Oktober, 1999 auf den 29. September, 2009 auf den 18. August und 2019 auf den 29. Juli. Der Tag soll symbolisch darauf aufmerksam machen, ab wann wir im Sinne der Nachhaltigkeit in der Kreide stehen - also bspw. mehr Brennmaterial und Nahrungsmittel verbrauchen, als weltweit nachwachsen und hergestellt werden können.

Das lässt sich auch für die einzelnen Länder berechnen. Ärmere Staaten mit niedrigem Konsum wie Indonesien, Ecuador oder Nicaragua leben erst im Dezember auf Pump, in Katar und Luxemburg ist es schon im Februar so weit. Das liegt auch daran, dass diese beiden Länder den Großteil der Lebensmittel importieren. Macht höhere CO2-Emissionen und schlechte Stimmung.


Fakt 14

Plastikflut

Deutschland produziert so viel Verpackungsmüll wie kein anderer EU-Staat. Bei Kunststoffverpackungsmüll liegt Deutschland auf Platz drei in der EU. 

Auch wenn Recycling von Kunststoffen bei uns betont wird, ist dies nur mit einem Bruchteil des Kunststoffmülls überhaupt möglich. Rund eine Million Tonnen Plastik werden stattdessen exportiert. Mehr als die Hälfte aller Plastikabfälle der Welt ging jahrelang nach China. Seit die Volksrepublik 2018 einen Importstopp verhängte, werden andere asiatische Staaten als Müllauffangstationen genutzt. 

Weil 99 Prozent aller Kunststoffe aus fossilen Brennstoffen wie Öl, Gas und Kohle hergestellt werden, sind die klimaschädlichen Emissionen entlang des Lebenszyklus enorm hoch. 


Fakt 15

Bahnstrecken

In Deutschland wurden seit 1990 über 6.500 Kilometer Schienen stillgelegt, also ein Fünftel des gesamten Schienennetzes. Davon war besonders der Osten betroffen: 40 Prozent aller geschlossenen Strecken liegen in den neuen Bundesländern.

Dabei liegen im Schienenverkehr enorme Klimaschutzpotenziale. Beispiel Güterverkehr: der Ausstoß von Treibhausgasen liegt pro Tonne und Kilometer auf der Schiene bei 18 g, ein LKW stößt hier mit 112 g mehr als das sechsfache an Treibhausgasen aus.

Positive Nachricht im Jahr 2020: Die Darßbahn kommt zurück! In Schwerin wurde beschlossen, die Strecke von Barth über Zingst nach Prerow wieder zu errichten. Die 19 Kilometer lange, eingleisige Strecke soll Einheimischen und Urlaubern ermöglichen, nach mehr als 75 Jahren wieder per Zug auf die Halbinsel Fischland-Darß und von dort aufs Festland zu gelangen und so die Urlaubsregion vom Autoverkehr entlasten.