Veranstaltungsreihe in Greifswald

Lesedauer: 5 Minuten

02.05. bis 30.06.2023 | STRAZE Greifswald, Stralsunder Str. 10

Plakatausstellung

SCHLAFLOS: Ukrainische Illustrationen des Krieges


Der Angriffskrieg in der Ukraine ist für die Menschen dort schon lange mehr als nur ein Alptraum. Die Plakatausstellung "Schlaflos" der Heinrich-Böll-Stiftung, Büro Kyjiw, zeigt Erfahrungen und unmittelbare Eindrücke dieses seit dem 24. Februar 2022 andauernden Krieges. Die Reihe von Zeichnungen „Schlaflos“ macht die Gleichzeitigkeit und das Übermaß der verschiedensten Kriegserfahrungen und -Erlebnisse bewusst. In der visuellen Wiedergabe der Autor:innen dieser Serie verwandeln sich die bildhaften Zeugnisse — auch mediale Bilder, wie sie schon im kollektiven Gedächtnis eingeprägt sind oder kleine Episoden aus dem Alltag — in die Collage einer neuen Kriegsrealität, die unbeständig und verwüstend ist, und unbedingt reflektiert und kommentiert werden muss. Die Arbeiten sind im andauernden Krieg entstanden. Sie sollen Erinnerungen und Erfahrungen festhalten, damit sie nicht verloren gehen, während die unermüdlich vernichtende Kriegsmaschine die Geschehnisse weiter beschleunigt. In ihrer Intensität sprechen diese Bilder die Betrachter:innen sofort an und bauen Kommunikationswege in die Solidarität.

„Es sind Bilder gegen den Krieg, die dazu aufrufen, zu erinnern und jetzt zu handeln.“ Kateryna Mishchenko

Kooperationspartner: Koeppenhaus, STRAZE Kultur

 

Mi, 07.06.2023, 20 Uhr | Koeppenhaus Greifswald, Bahnhofstraße 4/5

Buchvorstellung

„Alles ist teurer als ukrainische Leben - Texte über Westsplaining und den Krieg“ mit Mitherausgeberin Aleksandra Konarzewska


Flugschrift des Berliner Verlags edition.fotoTAPETA

Westsplaining bezeichnet die bevormundende, besserwissende und zugleich ahnungslose Blickweise vieler Beobachter:innen aus dem Westen auf Zentral- und Osteuropa. „Liebe westeuropäische Intellektuelle“, schreibt der polnische Schriftsteller Szczepan Twardoch dagegen an, „Ihr habt keine Ahnung von Russland. Russland hat euch nie berührt, weder euch noch eure Vorfahren. Ihr versteht es nicht, noch weniger versteht ihr Osteuropa …“ – Die in dieser Flugschrift versammelten Texte bieten Einblicke in die seit dem 24. Februar 2022 geführte Debatte zum „Westsplaining“ und beleuchten dieses durchaus nicht ungefährliche Phänomen mit zahlreichen Beiträgen aus der Ukraine und seinen Nachbarländern, aber auch von westlichen Autor:innen. Nicht ungefährlich, weil diese Haltung Folgen für die Unterstützung der Ukraine und die Position zu Russland haben kann. Die Texte helfen, besser zu verstehen, wie es zu dem russischen Angriffskrieg gegen den kleineren Nachbarn kommen konnte.

Eintritt: frei

Kooperationspartner:innen: Koeppenhaus Greifswald & Heinrich-Böll-Stiftung MV

 

Do, 22.06.2023, 19 Uhr | STRAZE Greifswald, Stralsunder Str. 10

Lesung, Gespräch & Konzert

„Ukraine verstehen. Geschichte, Politik und Freiheitskampf“

mit Steffen Dobbert, Autor

& mit Olga Nesterenko, Musikerin


Moderation: Michael Steiger, Moderator für Jugendbeteiligung

In dieser Lesung aus seinem neuen Buch mit anschließender Diskussion gibt der Autor und Journalist Steffen Dobbert Antworten auf einige der drängendsten Fragen zur Ukraine: Weshalb kämpft die Ukraine so furchtlos für Selbstbestimmung und Freiheit? Woher kommt das Nationalbewusstsein des ukrainischen Volkes? Und warum steht im größten in Europa liegenden Land auch die europäische Nachkriegsordnung auf dem Spiel? Dieses Buch ist eine Reise durch die wechselvolle Geschichte der Ukraine, des wohl derzeit mutigsten Landes unseres Kontinents.

Zerstörung des Kosakenstaates, Holodomor, blutige Revolutionen und Putins Invasion – die Ukraine musste eine Menge verkraften, vielleicht mehr als jede andere Nation Europas. Steffen Dobbert beschreibt einen brutalen Weg zur Freiheit und die Entwicklung eines ukrainischen Nationalbewusstseins – von den Ursprüngen des ersten Kosakenstaats, über die Ausrufung der Ukrainischen Volksrepublik, bis zum aktuellen Verteidigungskrieg. Eine prägnante Überblicksdarstellung in zugänglicher Sprache, die das erforderliche Wissen vermittelt, um die Vorgänge in der Ukraine einordnen und verstehen zu können. Anschließend möchten wir mit dem Autor und dem Publikum ins Gespräch zur aktuellen Lage in der Ukraine kommen. Musikalisch begleitet wird die gesamte Veranstaltung von der ukrainischen Sängerin Olga Nesterenko Mitglied der ukrainischen Ethno-Pop-Band VRODA.

Steffen Dobbert, geboren 1982 in Wismar, lebte als Stipendiat des Internationalen Journalistenprogramms (IJP) in Odesa und Kyjiw. Insgesamt führten ihn mehr als 50 Recherchereisen in verschiedene Teile der Ukraine. Er studierte im finnischen Vaasa, in Lübeck und in Berlin (Diplom­-Betriebs­wirt BA und Master of European Studies M.E.S). Seit 2007 ist er als Autor und Redakteur für ZEIT ONLINE und DIE ZEIT tätig. 2017 wurde er mit dem Deutschen Reporterpreis ausgezeichnet.

Kooperationspartner:innen: Heinrich-Böll-Stiftung MV, STRAZE Kultur & Koeppenhaus Greifswald

 

Di, 04.07., 19.30 Uhr | Koeppenhaus Greifswald, Bahnhofstraße 4/5

Lesung & Gespräch

„Gleich geht die Geschichte weiter, wir atmen nur aus“ Essays

mit Tanja Maljartschuk, Autorin


Moderation: JProf. Dr. Roman Dubasevych

Diese Essays sind ein Geschenk: Sie öffnen ein Fenster zum Verständnis des Unvorstellbaren, das gerade in der Ukraine geschieht. Ergreifend und analytisch messerscharf führt die Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Tanja Maljartschuk vor, was die kriegerische Expansionspolitik Russlands mit einem Land und seinen Menschen anrichtet. Und das nicht erst seit 2022, sondern seit über einem Jahrzehnt. 

Was bedeutet es, aus einem Land zu stammen, dessen Existenzrecht aggressiv infrage gestellt wird? Wie kann eine Nation unter diesen Umständen zu sich selbst finden? Wie soll man umgehen mit dem Schmerz und der Wut und der Sprachlosigkeit, die der Krieg Tag für Tag heraufbeschwört? All diesen Fragen geht Tanja Maljartschuk in ihren Essays nach: mal analytisch und gefasst, mal verzweifelt, immer wieder aber auch spöttisch und voller Humor.

Die ältesten Texte stammen von 2014 – der Zeit der Maidan-Proteste –, die für die Ukraine Hoffnung und Aufbruch, aber auch die verbrecherische Annexion der Krim bedeutete. Die neusten Texte reagieren auf das, was aktuell tagtäglich in der Ukraine geschieht: der Kampf ums Überleben, um die eigene Würde, Geschichte und Integrität. Nach der Lektüre des Bandes wird vor allem eines deutlich: Gerade wenn Brutalität und Barbarei sprachlos machen, eines darf nicht enden: das darüber Erzählen. Zeugnis ablegen. Widersprechen.

Kooperationspartner:innen: Koeppenhaus Greifswald & Heinrich-Böll-Stiftung MV